Scrum Master – Aufgaben, Rolle und Zertifizierung

Der Scrum Master unterstützt die Product Owner und das Entwicklerteam im agilen Projektmanagement.

Dementsprechend lang ist seine Aufgabenliste: Er hilft dem Product Owner beim Formulieren der User Storys und hält dem agilen Entwicklerteam den Rücken frei.

Welche Aufgaben auf der To-do-Liste des Scrum Masters stehen, und warum eine Zertifizierung für ihn hilfreich ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Scrum Master - Aufgaben und Rolle 

Paul Kümmerer reservierte den großen Meetingraum bereits vor einigen Wochen. Es ist nicht das erste Mal, dass der Scrum Master dieses Treffen organisierte. Und wie immer würde er das Meeting auch moderieren.

Alles war vorbereitet, an jedes Detail hatte er gedacht. Flipchart, Pinnwand und Moderatorenkoffer standen an ihrem Platz. Der Beamer surrte an der Decke und projizierte die Agenda an die Leinwand. Fast alle Teammitglieder sagten ihre Teilnahme zu.

Nur der Software-Tester, der sonst keinem Streit aus dem Wege ging, meldete sich ab. Kümmerer besuchte ihn in seinem Büro und überzeugte ihn, am Treffen teilzunehmen.

Der Scrum Master wollte das gesamte Team für die Retrospektive gewinnen. Alle sollten über ihre Erfahrungen berichten. Nur gemeinsam konnten sie die Probleme des kurz vor dem Abschluss stehenden Sprints lokalisieren.

Dann begann das Meeting. Zunächst schmollte der Software-Tester auf seinem Stahlrohrsessel. Doch als sich immer mehr Teilnehmer zu Wort meldeten, hielt er seine Meinung nicht mehr zurück.

Nach der Bestandsaufnahme ermunterte der Scrum Master das Team, zu überlegen, welche Dinge sie im nächsten Sprint besser gestalten könnten. Kümmerer schrieb alle wesentlichen Ideen mit. Nichts wollte er dem Zufall überlassen, um den Entwicklungsprozess produktiver zu gestalten.

Das Scrum-Team

Auf der Bühne des agilen Projektmanagements spielen drei Akteure. Der Product Owner, das Entwicklerteam, welches die Anforderungen aus dem Backlog realisiert und der Scrum Master.

Seine Hauptaufgabe ist, dem Team beim Folgen des agilen Entwicklungsprozesses zu helfen. Gleichzeitig unterstützt er den Product Owner, das Produkt besser zu verstehen und Userstorys zu formulieren.

Natürlich gibt es außerhalb des Scrum-Prozesses weitere Rollen, die zu berücksichtigen wären. Dazu zählen Auftraggeber oder einflussreiche Stakeholder wie Kunden, Anwender oder das Management. Doch diese gehören laut Scrum-Framework nicht zum Scrum-Team.

Der Scrum Master als dienende Führungskraft

Der Scrum Master wird oft als dienende Führungskraft, als Servant Leader, bezeichnet. Deshalb nimmt er sich selbst nicht wie ein Projektleiter im traditionellen Projektmanagement wahr.

Seine Arbeit versteht er alsFörderer, Diener und Unterstützer des Teams. Der Scrum Master moderiert, organisiert, plant, ermutigt, unterstützt, coacht und lehrt. Kurz: Er hält dem Team den Rücken frei, damit dieses ungestört aus Userstorys Produkte oder Services erstellen kann.

Zu den Aufgaben eines Scrum Masters gehören unter anderem:

  • Organisieren: Seine wohl wichtigste Aufgabe ist, die Entwicklerarbeit zu steuern und zu kontrollieren, ohne jedoch in den Ablauf direkt einzugreifen. Darüber hinaus ist er für das Einhalten des agilen Prozessablaufes verantwortlich.
  • Moderieren: Er moderiert Meetings, initiiert persönliche Gespräche, beantwortet Rückfragen und leistet bei Missverständnissen Aufklärungsarbeit.
  • Ermutigen: Der Scrum Master ermutigt das Team, sich selbst zu organisieren. Das ist besonders dann notwendig, wenn das agile Arbeiten für die Beteiligten Neuland darstellt.
  • Als Coach und Lehrer unterstützt er das Team mit agilen Werten und Prinzipien. Idealerweise lebt er diese direkt vor. Damit gewinnt er Autorität und setzt sich als Vorbild an die Spitze. Der Scrum Master kümmert sich um die Motivation der Gruppe, indem er Maßnahmen organisiert, die sie zu einem Team zusammenschweißen. Er hilft ihnen, die passenden Werkzeuge auszuwählen, und unterrichtet sie in deren Gebrauch. Er ermuntert die Teammitglieder, sich weiterzubilden. Das gilt nicht nur für die fachliche Weiterbildung, sondern auch für die methodische Qualifizierung im agilen Arbeitsumfeld.
  • Belohnen: Der Scrum Master erlebt die Entwickler bei der Arbeit und gibt ihnen konstruktives Feedback. Wenn etwas besonders gut gelungen ist, lobt er deren Arbeit. Damit steigert er das Selbstbewusstsein jedes Einzelnen. Wenn etwas schiefgelaufen ist, kritisiert er wertschätzend. Der Scrum Master organisiert Events, um Erfolge zu feiern und um diese im kollektiven Bewusstsein zu verankern. Damit fördert er das Zusammengehörigkeitsgefühl der Truppe.
  • Schützen: Hindernisse, die von außen herangetragen werden und die nicht unmittelbar etwas mit der Entwicklungsarbeit zu tun haben, schirmt er von den Teammitgliedern ab. Er lokalisiert interne Probleme und bietet Lösungen an.
  • Kommunizieren: Der Scrum Master klärt über die agilen Verhaltensweisen an den Schnittstellen auf, indem er die agile Arbeitsweise sichtbar macht, darstellt und Fragen beantwortet.
  • Führen: Der Scrum Master kümmert sich um die Spielregeln im Team, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu spielen.
  • Unterstützen: Er unterstützt den Product Owner beim Ausformulieren der Userstorys im Backlog und hilft dem Team, die passenden Anforderungen für den anstehenden Sprint zusammenzustellen.

Scrum Master Zertifizierung

Erlebt man den Scrum Master als Außenstehender und nicht oder nur wenig in seinem Tagesgeschäft, ist es schwierig einzuschätzen, ob dieser die oben genannten sozialen und fachlichen Anforderungen erfüllt.

Deshalb ist es für die dienende Führungskraft sinnvoll, wie jeder seriöse Handwerker sein Wissen und Können mit einer anerkannten Zertifizierung nachzuweisen. Folgende Gründe sprechen dafür:

  • Erwerben Sie fundiertes Wissen über die Scrum-Rollen, Verantwortlichkeiten und Artefakte.
  • Optimieren Sie Ihren Service als Scrum Master für das Entwicklerteam und den Product Owner.
  • Verbessern Sie kontinuierlich Ihr Wissen zum agilen Vorgehensmodell.
  • Erweitern Sie Ihre Karrierechancen, indem Sie sich über den neuesten Stand agiler Praktiken informieren.

Scrum Master Zertifikate

Aktuell kann der Bewerber aus verschiedenen Angeboten auswählen. Sowohl Scrum Alliance als auch die Scrum.org stellen Zertifikate für zukünftige Scrum Master nach erfolgreicher Prüfung aus.

  • Scrum Alliance bietet ein dreistufiges Zertifizierungsmodell an. Interessenten erwerben mit dem Certified Scrum Master (CSM®) das Grundlagenwissen und legen den Grundstein, sich zum Advanced CSM® oder Scrum Alliance® Certified Scrum Professional® weiterzuentwickeln.
  • Bei Scrum.org startet der Bewerber als Professional Scrum Master I. Die PSM-Stufen II und III sind für jeden verfügbar, der das PSM-I-Assessment bestanden hat. Wir empfehlen Ihnen, ein professionelles Training zu besuchen. Gern unterstützen wir Sie bei Ihrem persönlichen Weiterbildungsprojekt.

 

PMI-ACP: Zertifizierung zum Agile Certified Practitioner

Lohnt sich die PMI-ACP® Zertifizierung vom Project Management Institute (PMI®)?

Unbedingt! Denn in den Stellenbörsen wächst die Nachfrage nach zertifizierten, agilen Praktikern. Lohnt sich der Lernaufwand? Auf jeden Fall! Für den Bewerber ist ein anerkanntes Projektmanagement-Zertifikat nützlich und liefert zusätzlich eine Reihe von Vorteilen.

Welche das sind, lesen Sie in diesem Beitrag.

 

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Über den Autor

Werner Plewa

Projektmanager, Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn: