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Reifegradmodelle im Projektmanagement

Reifegradmodelle im Projektmanagement

Die Reife des Projektmanagements zeigt sich im ausgeglichenen Umgang mit Anforderungen, Zeit, Geld sowie mit Risiken und Qualität. Sie zeigt sich auch in erfahrenen Akteuren und in voll entwickelten IT-Systemen.

Reifegradmodelle sind Rahmenwerke, die die Prozessreife einer Organisation – und damit auch den Reifegrad von Projekten – sichtbar machen.

So wird klar, wo die Stärken und Schwächen stecken. Dieses Wissen ist für eine Organisation wertvoll. Denn so kann sie einschätzen, mit welcher Geschwindigkeit sie sich an Veränderungen anpassen kann und welche Schritte sie einleiten muss, um ein höheres Leistungsniveau im Projektmanagement zu erreichen.

Was ist Reife im Projektmanagement?

Die Reife des Projektmanagements in einer Organisation ist von dessen spezifischen Zielen, der Verfügbarkeit von Ressourcen und deren Bedürfnissen abhängig.

Reifes Projektmanagement wird sichtbar, wenn Projektleiterinnen und Projektleiter …

  • ihre Projekte sehr gut planen, realisieren und abschließen,
  • sie und ihre Teams klar definierten und wiederholbaren Prozessen folgen,
  • den Reifegrad ihres Projektmanagements messen und bewerten können und
  • die gesamte Verantwortung für ihr Projekt übernommen haben, in dem sie die strategischen, operativen und zwischenmenschlichen Aspekte im Auge behalten.

Überblick: Reifegradmodelle im Projektmanagement

In den letzten Jahrzehnten wurde eine Reihe von Reifegradmodellen (Project Management Maturity Models) entwickelt, die Aussagen über den Reifegrad des Projektmanagements geben. Dazu zählen:

Dieser Beitrag fokussiert auf das Reifegradmodell CMMI, weil es die Stärken und Schwächen der Produktentwicklung sichtbar macht und Ansätze zur Optimierung aufzeigt.

Reifegradmodell CMMI Performance Solution

CMMI wird von ISACA, dem globalen und unabhängigen Berufsverband für IT-Revisoren, Wirtschaftsprüfer sowie Experten der Informationssicherheit und IT-Governance, publiziert. Unter der internationalen Dachorganisation gibt es ein ISACA Germany Capter e.V.

CMMI wurde ursprünglich für das US-Verteidigungsministerium entwickelt. Ziel war, die Qualität und Leistungsfähigkeit seiner Softwareauftragnehmer zu bewerten.

Heute findet das Reifegradmodell Anwendung jenseits der Softwareentwicklung. CMMI, als integriertes Set von Best Practices, lässt sich auf verschiedene Geschäftsumgebungen anwenden und aus verschiedenen benutzerdefinierten Ansichten betrachten. Dazu zählen:

  • CMMI for Development (CMMI.DEV): für Organisationen, die Software, Systeme oder Hardware entwickeln.
  • CMMI for Supplier Management (CMMI.SPM): für Organisationen, die Software, Systeme oder Hardware von Lieferanten beziehen, aber nicht selbst entwickeln.
  • CMMI for Services (CMMI.SVC): für Organisationen, die Dienstleistungen erbringen.
  • Mit dem CMMI Model 2.0 wurden zwei weitere Practice Areas zugefügt: CMMI Security (CMMI.SEC) und CMMI Safety (CMMI.SAF).

Unabhängig von der gewählten Perspektive verfolgt CMMI das Ziel, eine zuverlässige Basis zu schaffen, um Produkte, Services oder Organisationen effizient und produktiv zu gestalten.

CMMI unterteilt fünf Reifegrade

CMMI evaluiert den Reifegrad einer Organisation in einem fünfstufigen Modell.

  1. Maturity Level 1 – Initial: Organisationen, die dem Reifegrad 1 zugeordnet werden können, stellen zwar funktionsfähige Produkte und Dienstleistungen her, für die sie jedoch oft viel mehr Geld als geplant und mehr Zeit als vorgesehen benötigen. Die verwendeten Prozesse sind schlecht ausgestaltet und das Arbeitsumfeld zeigt sich oft als instabil und unberechenbar. In diesen Organisationen ist niemand von chaotischen Zuständen überrascht, derartige Szenerie gehört dazu. Der Reifegrad 1 ist die schlechteste Stufe, auf der sich eine Organisation befinden kann.

  2. Maturity Level 2 – Managed: Verglichen mit Stufe 2 geht es hier deutlich geordneter zu. Die Organisation verwendet geplante Prozesse, die gemessen und gesteuert werden können – doch auch nur dann, wenn es notwendig wird. Projektleiterinnen und Projektleiter liefern mit ihren Projekten Ergebnisse ab, die mit Auftraggeber und Stakeholder abgesprochen wurden.

  3. Maturity Level 3 – Defined: In dieser Stufe gestalten sich die Prozesse fortschrittlicher und gründlicher. Sie sind in Form von Standards, Verfahren, Werkzeugen und Methoden etabliert und detailliert dokumentiert. Die verwendeten Prozesse können auf eine bestimmte Organisationseinheit oder auf ein bestimmtes Projekt zugeschnitten werden. Die Steuerung erfolgt proaktiv. Organisationen mit der Reife auf Stufe 2 wissen, wo ihre Stärken und Schwächen liegen. Damit sind sie in der Lage, sich zu verbessern. Verglichen mit Stufe 2 liefern sie Produkte und Services mit wahrnehmbar besserer Qualität ab.

  4. Maturity Level 4 – Quantitatively Managed: Alles wird geplant, verwaltet und kontrolliert. Prozesse, die den Zielen des Unternehmens entsprechen, wurden designt und implementiert und sind kalkulierbar. Statistiken kommen zum Einsatz. Deren Daten sind hochwertig. Risiken werden aktiv gemanagt und die Qualität, die den Bedürfnissen des Kunden entspricht, wird mit Messgrößen überwacht. Kommt es zu Abweichungen im Prozessablauf, werden die Ursachen mithilfe von Kennzahlen lokalisiert. Prognosen und Entscheidungen basieren auf Zahlen, Daten und Fakten.

  5. Maturity Level 5 – Optimizing: Obwohl in der Organisation alle Ziele der Prozessbereiche erreicht wurden und die Prozesse selbst stabil und flexibel laufen, liegt der organisatorische Fokus auf der ganzheitlichen Optimierung. Durch höhere qualitative und quantitative Ziele soll die Leistung der Prozesse kontinuierlich gesteigert werden. Organisationen mit Reifegrad 5 reagieren sehr schnell auf Veränderungen. Agilität und Innovation gedeihen auf fruchtbarem Boden.

Reifen Organisationen bis zur Stufe vier oder fünf, erreichen sie „High Maturity Levels“. Das bedeutet, sie entwickeln sich kontinuierlich weiter und sind anpassungsfähig, um die Bedürfnisse der Stakeholder und Kunden zu erfüllen.

Fünf Tipps, wie Sie den Projektreifegrad steigern

  1. Wählen Sie das für Sie passende Reifegradmodell aus. Bewerten Sie den Reifegrad Ihres Projektmanagements, indem Sie sich mit Auftraggebern, Stakeholdern und Teammitglieder austauschen:

    - Wo sind die Stärken und Schwächen unserer Organisation?
    - Wie effektiv funktioniert unser Projektmanagement?
    - Wie gut ist dieses in die Geschäftsabläufe integriert?
    - Inwieweit kommt unser Projektmanagement zur Geltung, wenn wir die Zufriedenheit der Kunden steigern wollen?
    - Nutzen wir die richtigen Abläufe, Methoden, Werkzeuge und Technologien?
    - Kennen wir unsere Mitbewerber und wissen, was sie tun?
    Auch Umfragen liefern wertvolle Informationen oder der Vergleich mit ähnlichen Organisationen oder Projekten.

  2. Nutzen Sie hochwertige Projektmanagement-Software, die Ihren Bedürfnissen entspricht. Sie sollte skalierbar, robust, aber auch flexibel sowie intuitiv zu bedienen sein.

  3. Etablieren Sie ein effektives Projektcontrolling.

  4. Wenn Sie bewusst an der Steigerung der Projektreife arbeiten wollen, gehen Sie Schritt für Schritt vor. Schaffen Sie Transparenz, an welcher Stelle im Reifegradmodell Sie sich gerade befinden. Entwickeln Sie realistische Ziele, ob und wie Sie das nächste Level erreichen können.

  5. Überprüfen Sie kritisch, welche Methoden, Werkzeuge und Prozesse zum Einsatz kommen. Führen Sie diese Überprüfungen in regelmäßigen Abständen durch, um ein realistisches Bild zu erhalten.

Über den Autor

Werner Plewa
Projektmanager

Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn:


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