Selbstmanagement: Die Informationsflut bewältigen
In der Nachrichten-Box liegen weit über 1.500 Meldungen von Spiegel, Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Fachblogs und Co. Hinzu kommen E-Mails, Besprechungen, Telefonate, Zeitungen, Bücher und Magazine. Ein Freund will mir einen Gefallen tun und verspricht einen Ratgeber “mit ganz vielen Informationen”. Weiß er, was er mir antut? Wer soll das alles lesen?
Scheinlösung Multitasking
Die Informationsüberflutung hat gewaltige Ausmaße angenommen. Um der Fluten Herr zu werden, versuchen sich viele als “Multitasker” und erhöhen ihr Arbeitstempo.
Eine Lösung ist das allerdings nicht, denn das Gehirn kann sich immer nur auf eine Aufgabe konzentrieren. Mehrere Dinge gleichzeitig zu tun bedeutet, zwischen den Aufgaben hin und her zu springen.
“Switchtasking” ist daher der richtigere Ausdruck. Diese “anfassen – liegen lassen – wieder anfassen – wieder hinlegen” hat mindestens fünf Nachteile:
- Multitasker verbrauchen in Wirklichkeit mehr Zeit als nötig, weil sie nach jeder Arbeitsunterbrechung einen neuen Anlauf nehmen müssen, um die begonnene Aufgabe weiterzuführen. Das Zeit-Plus soll sich auf 28 Prozent addieren, sagen Untersuchungen.
- Multitasking begünstigt Fehler. Autofahrer kennen das: Fehlt die Konzentration für nur einen Moment, kann der Unfall schon passiert sein. Konzentration ist ein effizientes Mittel, Fehler zu vermeiden.
- Wer versucht, alles gleichzeitig zu machen, lässt sich leichter von seinen Zielen ablenken. Er läuft Gefahr, sich zu verzetteln.
- Multitasking erschwert die Informationsaufnahme: Vieles wird angelesen, nichts wirklich durchgearbeitet und im Gedächtnis gespeichert. Das Wort vom “Verdummen auf hohem Niveau” macht die Runde.
- Multitasking bedeutet Stress. Es macht nervös und reizbar.
Die New Yorker Beratungsfirma Basex hat US-Manager nach ihren Arbeitsgewohnheiten befragt. Sie fand heraus, dass durch Unterbrechungen pro Jahr 28 Milliarden Arbeitsstunden verschwendet werden. Bei einem angenommenen Stundensatz von 21 Dollar summieren sich die Kosten auf 588 Milliarden Dollar!
Wichtiges vom Unwichtigen trennen
Die Überfülle lässt nur einen Ausweg: die Konzentration. Fach- und Führungskräfte müssen sich darüber klar werden, was sie wirklich erreichen wollen und welche Informationen sie dazu brauchen. Alles andere müssen sie abwehren.
Keine einfache Aufgabe, denn jedes “Nein” zu einer E-Mail oder einer Besprechung kann bedeuten, wichtige Informationen zu verpassen. Dennoch bleibt keine Wahl.
Jede Information aufzunehmen kostet Zeit, bedeutet Stress, und hält davon ab, die wirklichen Ziele zu erreichen.
Für Überflutete – das Wichtigste in Kürze:
- Vergessen Sie Multitasking!
- Erkennen Sie Ihre Ziele und entscheiden, welche Informationen Sie dafür brauchen
- Legen Sie Zeiträubern das Handwerk und ignorieren alles Unnötige
Über den Autor
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Störungen beim Arbeiten durch persönliche Rückfragen, Telefonanrufe oder E-Mails sind zu einem großen Problem geworden: Sie erhöhen den Stress, kosten Arbeitszeit und steigern die Fehlerquote.
Der Einzelne kann sich nur bedingt schützen. Die Frage muss im Team gelöst werden. Gut gemeint ist aber nicht unbedingt gut gemacht: Manche Vereinbarungen machen es noch schwieriger.