So überzeugen souveräne Führungskräfte: Sechs Fragen zur erfolgreichen Mitarbeiterführung
Wie Sie Ihre Mitarbeiter führen, hängt von Ihrer Persönlichkeit, Ihren eigenen Erfahrungen mit Führungskräften, mit Ihren Vorbildern und vielem anderen ab. Der persönliche Führungsstil ist etwas Individuelles. Dennoch zeichnen sich überzeugende und souveräne Führungskräfte durch Gemeinsamkeiten aus.
Bewusst oder unbewusst haben sie diese Fragen für sich beantwortet:
Frage 1: Will ich wirklich Mitarbeiter führen?
Es ist ein Unterschied, ob eine Führungskraft die Unternehmensziele herunter bricht und auf ihre Mitarbeiter verteilt oder ob sie den Führungsauftrag innerlich annimmt. Im ersten Fall betreibt sie eher Management als Führung. Sie sorgt für die Zielerreichung, mehr aber auch nicht.
Zur Mitarbeiterführung gehört es, den Mitarbeitern eine Richtung vorzugeben und mit gutem Beispiel voran zu gehen. Dies ist eine anspruchsvolle und zugleich verantwortungsvolle Aufgabe: Wollen Sie das wirklich?
Frage 2: Will ich Menschen befähigen, ihre Stärken zu entwickeln?
Die zweite Frage zielt darauf, wo die Aufmerksamkeit liegt. Will die Führungskraft vor allem die eigene Position stärken oder will sie ihre Mitarbeiter fördern? Eine selbstbezogene Führungskraft motiviert Mitarbeiter weniger als eine, die die Mitarbeiter dazu befähigt, selbständiger, klüger und freier zu handeln.
Frage 3: Wie sehr glaube ich an das Gute im Menschen?
Schon seit Jahren setzen sich Experten für mehr Vertrauen zu den Mitarbeitern ein. Die guten Argumente haben sie auf ihrer Seite. Dennoch sind Misstrauen und Kontrolle in vielen Unternehmen nach wie vor Alltag.
Wie man in den Wald ruft, so schallt es heraus, heißt es zu Recht. Wer seinen Mitarbeitern das Schlechte unterstellt, bekommt diese Seite zu sehen. Menschen Vertrauen zu schenken, ihnen Respekt entgegenzubringen und die guten Seiten in ihnen zu sehen zu wollen, wirkt ungemein bindend. Einen solchen Chef will niemand enttäuschen.
Frage 4: Was sollen meine Mitarbeiter einmal von mir erzählen?
Wenn Führungskräfte mit gutem Beispiel vorangehen sollen, brauchen sie eine Richtung. Was ist die Ihre? Wollen Sie Ihre Mitarbeiter fördern oder sie vielleicht an einer herausragenden Aufgabe teilhaben lassen?
Die Frage zielt weniger darauf, sich als Führungskraft ein Denkmal zu setzen, als sich der persönlichen Werte bewusst zu werden und sie aktiv zu leben.
Frage 5: Wie halte ich es mit der Wahrheit?
Stets die Wahrheit herauszuposaunen, ist weder klug noch menschenfreundlich. Manchmal sind Führungskräfte darüber hinaus zur Verschwiegenheit verpflichtet. Gründe, mit der Wahrheit hinter dem Berg zu halten, gibt es viele. Doch müssen Führungskräfte deshalb lügen?
Einen Ausweg eröffnet die Kunst der Rhetorik. Bei schwierigen Fragen von Mitarbeitern können Führungskräfte zum Beispiel mit einem Kommentar den Blick in eine andere Richtung lenken, gegenfragen oder sich zusammen mit dem Fragesteller über etwas wundern. Die entsprechende Vorbereitung und Schulung lohnt, denn auch kleine Schwindeleien und Notlügen kratzen an der Vertrauenswürdigkeit. Rhetorische Mittel helfen dabei, auszuweichen, ohne zu lügen.
Frage 6: Und wie ist es mit der Moral?
Das Problem mit den kleinen moralischen Abweichungen ist, sie im Griff zu behalten. Einmal ein Geschenk anzunehmen, gehört sicher zu den überschaubaren Vergehen. Wo aber liegen die Grenzen? Oft ist es leichter, sich feste Regeln zu geben und daran zu halten als immer wieder neu mit sich in Verhandlung zu gehen. Diese Maß an Festigkeit ist etwas, was Mitarbeiter spüren, und sie für ihre Führungskraft einnimmt.
Über den Autor
Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn: