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Change Management Tipp #2: Trügerische Erfahrung

Das gleiche Change Management Konzept kann einmal zum Ziel und einmal in den Misserfolg führen. Der Reifegrad Ihres Unternehmens entscheidet.

„Das haben wir damals auch so gemacht und es hat gut funktioniert“, sagt der Kollege und alle anderen atmen erleichtert auf. Die Lösung klingt plausibel, das Problem ist vom Tisch. Der nächste Fall, bitte.

Untersuchungen zeigen, dass sich Führungskräfte selten für die beste Lösung entscheiden, sondern für die erste, die vernünftig klingt. Der Alltag verlangt es so: Die ToDo-Liste ist immer viel zu lang und niemand hat Zeit für langwierige Entscheidungsprozesse. Doch der Rückgriff auf Erfahrungswerte birgt Risiken.

Regeln - richtig für einen ersten Change Management Prozess

Stellen wir uns vor, dass im besagten Unternehmen die Vertriebszahlen steigen sollen. Der Kollege, der den Vorschlag gemacht hat, war zuvor bei einem Startup-Unternehmen beschäftigt. Die ersten Jahre dort hat er in bester Erinnerung. Zu Beginn hatte die Arbeit viel Spaß gemacht: die Motivation, die kurzen Wege, die Abstimmung über den Tisch. Das Startup hatte Erfolg und wuchs.

Jeder kann sich vorstellen, was mit der Zeit passierte: Die kurzen Wege funktionierten nicht mehr. Missverständnisse waren an der Tagesordnung. Für das Startup-Unternehmen wurde es Zeit, Regeln und standardisierte Prozesse einzuführen. Es erlebte seinen ersten Change Management Prozess. Die Entscheidung erwies sich als richtige Lösung.

Mehr Regeln führen im zweiten Fall zu Widerstand

Auch im aktuellen Unternehmen gibt es ein Problem mit der Abstimmung. Das Unternehmen hat sich über die Jahre als herausragender Anbieter für Brandschutz und Löschmittel etabliert. Die Unternehmensleitung will, dass die Abteilungen für Brandbekämpfung und Chemische Unfälle enger kooperieren. Die Abteilungen sollen ihren Kunden Komplettlösungen für betriebliche Unfälle anbieten.

Doch die Unternehmensleitung hat die Rechnung ohne die Führungskräfte gemacht. Sie haben sich daran gewöhnt, ihre Abteilung verantwortlich als Profit Centers zu steuern. Auf die Abstimmung mit den Kollegen haben sie wenig Lust. Sie sehen unzählige Meetings und Telefonate auf sich zukommen.

Für die Unternehmensleitung ist die Versuchung groß, Anweisungen von oben zu geben. Doch damit stoßen sie die nachgeordneten Führungskräfte vor den Kopf: Sie sind eine selbständige Arbeitsweise gewöhnt. Ein Mehr an Regeln würde Widerstand auslösen.

Ein gemeinsam genutztes IT-System ist in diesem Fall ein aussichtsreicherer Lösungsansatz: Es begrenzt den Aufwand für die persönliche Abstimmung zwischen den Abteilungen und fordert zugleich die Anpassung an die übergeordneten Unternehmensziele ein.

Wichtig für erfolgreiches Change Management: Den aktuellen Bedarf der Organisation erkennen

Die gleichen Symptome können unterschiedliche Ursachen haben, deshalb sind Lösungen von der Stange schwierig. Entscheider in Change Management Projekten sollten sich darüber klar werden, was der aktuelle Bedarf ihrer Organisation ist: straffe Führung, Delegation, mehr Koordination oder mehr Teamgeist?

Die Lösungen müssen sich daran orientieren. Was richtig und zielführend ist, hängt von der Entwicklungsstufe der Organisation ab.

Über den Autor

Werner Plewa
Projektmanager

Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn:


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