Projektmanagement: Wenn Glaubenssätze im Weg stehen
Wussten Sie schon, dass 99% aller Projektmitarbeiter glauben, in die Zeitplanung sei von vornherein ein Puffer eingebaut? Da muss man sich nicht wundern, wenn Projekte langsam anlaufen und Zeitvorgaben überschritten werden.
Erwartungen, Glaubenssätze und Erfahrungen können Projektziele unauffällig, aber wirkungsvoll sabotieren:
- X-Mal haben Mitarbeiter das schon erlebt: Projekte dauern immer länger als gedacht. Deshalb nehmen die Mitarbeiter den Zieltermin als ungefähre Marke, nicht aber als bindend wahr.
- Viele Projektleiter erwarten von ihren Mitarbeitern die gleiche Produktivität, die sie selbst erbringen. Das ist ein Fehler.
- Projektleiter sehen ihre 20, 30 oder 50 Mitarbeiter als eine Ressource mit Spielraum an. Wenn die Zeit knapp wird, fordern sie Mehrarbeit, anstatt rechtzeitig neue Mitarbeiter einzustellen und zu schulen. Das Projekt läuft aus dem Ruder. Selbst erfahrene Projektleiter tappen immer wieder in diese Falle.
- “IT-Systeme zur Entscheidungsfindung arbeiten sowieso fehlerhaft.” – “SCRUM-Regeln schränken mehr ein, als dass sie nützen.”: Menschen neigen dazu, sich eine Meinung zu bilden, und in der Praxis die Bestätigung für ihre Meinung zu suchen. Was sie nicht sehen wollen, sehen sie nicht.
- Wenn wir die Heizung abschalten, sparen wie Heizkosten, stimmt’s? Dass ein Mehr an Energie nötig ist, abgekühlte Räume aufzuheizen, wissen viele nicht. Im Projektmanagement gibt es ebenfalls falsche Annahmen, die nicht hinterfragt werden wie: “Wenn es eng wird, müssen wir uns mehr anstrengen.” Dass hoher Stress die Kreativität blockiert und zu viel Druck die Produktivität mindert, wird gerne übersehen.
Glaubenssätze hindern daran, die Vielfalt zu sehen
Die Summe unserer Erfahrungen und unser Bild von der Welt stellt den Rahmen, in dem wir handeln und Entscheidungen treffen. Daran ist erst einmal alles richtig: Wollten wir jede Entscheidung komplett neu überdenken, würden wir nie fertig werden.
Unsere Bilder von der Welt können uns aber auch beim Erreichen unserer Ziele blockieren. Die Daumenregeln aus der Vergangenheit werden immer fragwürdiger, je komplexer unsere Umwelt wird und je undurchsichtiger Ursache-und-Wirkungsbeziehungen werden.
In jedem Projekt werden Erwartungen abgefragt. Hören Sie als Projektleiter genau hin, was ihre Mitarbeiter neben den “offiziell” geäußerten Erwartungen so sagen: “Mein Ausbilder hat immer gesagt …” “XYZ ist eben so, damit muss man leben” oder “das ist doch sowieso Unsinn” deuten auf Glaubenssätze hin. Vielleicht haben Sie auch bei sich selbst welche entdeckt?
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Quelle: Kishore Sengputa, Tarek K. Abdel-Hamid, Luk N. van Wassenhove, Die Erfahrungsfalle, Projektmanagement, Harvard Business Manager Edition 3/2011, Seite 39.
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