Business Talk in den USA: Gute Vorbereitung schafft Vorteile
“I cannot teach anybody anything, I can only make them think.” (Sokrates)
Der alte Spruch bleibt aktuell – wie ein Meeting in San Francisco zeigt, das zu Beginn des Jahres stattfand.
Zwei Männer treffen sich in einer Business-Lounge auf dem Flughafen San Francisco / USA. Sie sehen sich zum ersten Mal. Der eine ist ein deutscher Geschäftsmann eines mittelständischen Unternehmens in Baden-Württemberg. Unmittelbar zuvor war er in Seoul / Korea. Soeben ist er mit seinem Flugzeug gelandet. Natürlich trägt er einen dunklen Anzug und eine Krawatte. Der andere, ein Geschäftsmann aus Sacramenteo / CA erscheint in einem einfachen grauen T-Shirt und einer hellen Hose, so wie man sie im sonnigen Kalifornien häufig sieht.
Der Deutsche guckt irritiert. “Kann der sich wohl besser anziehen?” denkt er sich. Sein amerikanischer Geschäftspartner stellt sich derweil vor: “Hi, I am Jim.” Es folgt ein kurzer Händedruck. Jim wirkt locker und unkompliziert. “Oh, I am Thomas Schneider.” – “Nice to meet you, Tom.”
Hat ihn der Amerikaner gerade geduzt? Thomas Schneider kann es sich kaum vorstellen … bestimmt hat er sich verhört … und beginnt gleichzeitig in seiner Tasche zu kramen, denn Jim drückt ihm bereits seine Visitenkarte in die Hand. In Deutschland hätte das noch etwas Zeit gehabt.
Verhandlung in 20 Minuten
Beide holen sich schnell noch einen Kaffee, um gleich zu den zu wichtigen Themen zu kommen. Man will ja keine Zeit verlieren. In der Business-Lounge ist es laut und Thomas Schneider hat alle Mühe, seinem Gesprächspartner zu folgen. “Jim ist im Vorteil”, schießt es ihm durch den Kopf. Kein sehr angenehmer Gedanke – denn die beiden verhandeln über eine Kooperation ihrer Unternehmen. Schneider fällt es schwer, sich in der fremden Sprache zu verständigen.
Der amerikanische Geschäftspartner hat zum Small Talk gewechselt: Ob Schneider zum ersten Mal in den USA sei und wohin es denn als Nächstes ginge? Er wünsche ihm viele erfolgreiche Geschäftstermine. Schneider nickt zustimmend, ohne die Frage weiter auszuführen. Dennoch gefällt ihm die lockere kalifornische Art. Fast ist es so als kenne man sich schon seit Jahren. Da ist Jim auch schon wieder beim Business-Thema. In Minutenschnelle umreißt er dem Deutschen den Themenkomplex und zieht zum großen Erstaunen Schneiders einen Vorvertrag aus der Tasche. Mit einem “Please let me know soonest, if this is acceptable for you and your company,” entschuldigt er sich nach 20 Minuten. „Unfortunately, I have to rush to another meeting, before flying to London…” Schneider hatte sich auf ein mindestens 1-stündiges Gespräch eingestellt. Etwas verwirrt, bedankt er sich. Es folgt ein kurzes Händeschütteln und schon ist Jim verschwunden.
Auf dem Flug nach Houston / Texas rasen ihm die Gedanken durch den Kopf: Was ist eigentlich passiert? Ist alles in Ordnung? Hat er Fehler gemacht? So richtig sicher fühlt er sich nicht.
Über den Autor
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