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Weibliche Führungskräfte: Schwieriger Kulturwandel für beide Seiten

Gemischte Teams sind erfolgreicher – und zwar auf allen Unternehmensebenen. Eine Ernst & Young-Studie (1) vom Beginn des Jahres 2012 hat die Vorstandsetagen unter die Lupe genommen. Das Tinbergen Institute von der Universität in Amsterdam hingegen hat Arbeitsgruppen (2) untersucht und festgestellt: Rein weibliche wie auch rein männliche Teams sind unterlegen. Auf eine gute Mischung kommt es an.

So gesehen müssten doch Frauen überall auf dem Vormarsch sein. Aber weit gefehlt: Zumindest in den Vorständen sieht es düster aus. In Deutschland beträgt die Frauenquote ganze zwei Prozent. Quer durch Europas Unternehmen stieg der Anteil an Frauen von 2005 bis 2010 um ganze drei Prozent auf acht Prozent. Noch nicht einmal jedes zehnte Vorstandsmitglied ist eine Frau (3)!

In Männer-Kulturen fühlen sich Frauen fremd

Liegt es an den fehlenden Kita-Plätzen? Haben Frauen andere Lebensziele als die Karriere? Das alles mag stimmen. Aber eine Frage wird nach meinem Eindruck zu wenig diskutiert: Wie sieht es eigentlich mit der Kultur in den Unternehmen aus?

“Frauen finden die Machtspiele der Männer oft albern und sagen: “Ich spiel doch nicht im Sandkasten,” sagt zum Beispiel Karriere-Berater Martin Wehrle (4). Etwas verständlicher wird ein solcher Satz, wenn man sich die typischen Verhaltensmuster in Frauen- und Männergruppen ansieht.

Frauen-Gruppen werden oft mit einem Krabben-Korb verglichen. Einen Krabben-Korb kann man offen stehen lassen. Versucht ein Tier nach oben zu klettern, ziehen es die übrigen Tiere wieder zurück. Für Frauen-Gruppen heißt das: Es gibt keine stabile Hierarchie. Keine Frau dominiert die Gruppe auf Dauer. Vielmehr wird die Führung innerhalb der Gruppe immer wieder neu ausgehandelt. Der männliche Außenstehende sieht: Frauen wollen ständig über alles reden – und wundert sich.

Typisch für Männer-Gruppen ist eine stabile Rang-Ordnung. Ranghöhere genießen unwidersprochene Vorrechte. In einer solchen Struktur können Entscheidungen schnell und mit wenig Diskussionen fallen. Allerdings leiden Kreativität und Vielfalt.

Schon an dem isolierten Beispiel wird erhebliches Konfliktpotential deutlich: Viel Reden empfinden Männer als ineffizient. Für Frauen gehört das Reden schlicht zum Prozess.

Männer und Frauen verfolgen unterschiedliche Strategien auf dem Weg nach oben

Es ist ein Gerücht, dass Frauen keine Karriere-Ziele hätten. Aber sie arbeiten mit anderen Mitteln als Männer. In typisch weiblicher Manier verfolgen sie ihre Interessen durch Aushandeln und unter Wahrung unterschiedlicher Interessen. Gegenüber Männern geraten sie deshalb leicht ins Hintertreffen, denn diese gönnen sich mehr Egoismus. Das verbindliche Verhalten von Frauen empfinden sie als schwach. Männliche Erfolgsrezepte lauten viel mehr Schnelligkeit, Selbst-Marketing und Selbstbewusstsein (5). Damit stoßen sie Frauen allerdings vor den Kopf.

Der Kulturwandel fordert beiden Geschlechtern etwas ab

Angeblich sollen sich die Tischsitten bei Hof im Mittelalter dramatisch geändert (gebessert?) haben, nachdem Frauen bei Tisch zugelassen waren. Ich schätze, in den Unternehmen wird es genauso sein je mehr Frauen Verantwortung übernehmen und aufsteigen. Die Unternehmenskultur wird nicht so bleiben wie sie heute ist. Schwer haben es die Vorreiterinnen, aber auch die Männer, die aufgeben sollen, was lange gut für sie funktioniert hat.


Quellen:

1 vgl. Ernst & Young, Mixed Leadership, Gemischte Führungsteams und ihr Einfluss auf die Unternehmensperformance, Studie 2012, http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/Mixed_Leadership/$FILE/Mixed%20Leadership%202012.pdf

2 vgl. Sander Hoogendoorn, University of Amsterdam; Hessel Oosterbeek, University of Amsterdam; Mirjam van Praag, University of Amsterdam, The Impact of Gender Diversity on the Performance of Business Teams: Evidence from a Field Experiment, http://www.tinbergen.nl/ti-publications/discussion-papers.php?paper=1765

3 vgl. Ernst & Young, Mixed Leadership, Gemischte Führungsteams und ihr Einfluss auf die Unternehmensperformance, Studie 2012, http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/Mixed_Leadership/$FILE/Mixed%20Leadership%202012.pdf

4 vgl.Karriere-Irrtümer Frauen verweigern Machtspielchen, rp-online, 8.11.2010, http://www.rp-online.de/wirtschaft/beruf/frauen-verweigern-machtspielchen-1.2410176

5 vgl. Bettina Weiguny, Warum werden so wenige Frauen Chefin? FAZ online, 3.11.2012, http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/fuehrungskraft-warum-werden-so-wenige-frauen-chefin-11948605.html

Über den Autor

Werner Plewa
Projektmanager

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