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Ist der Manager der neue Seelsorger?- Interview mit Gerd Nordmann

Bloß nichts Falsches sagen: In der öffentlichen Diskussion macht sich Ermüdung breit. Viele Leute wollen die Dinge endlich wieder beim Namen nennen dürfen.

Ein Beispiel ist das soeben erschienene Buch von Roland Jäger: "Ausgekuschelt. Unbequeme Wahrheiten für den Chef".

Auch das Hamburger Abendblatt meldet: "Schluss mit der Wohlfühlsoße".

Haben wir es jetzt übertrieben? Sind Manager zu sehr auf den Schmusekurs geraten? Wir haben KAYENTA-Trainer Gerd Nordmann gefragt.

Interview mit Leadership-Experte und Trainer Gerd Nordmann


Der kooperative, überzeugende Führungsstil ist eng mit dem Begriff "Leadership" assoziiert. Ist die Vorstellung von gelungener Führung zu sehr in Seelsorge abgerutscht?


Die öffentliche Diskussion mag einen anderen Eindruck erwecken. Aber Leadership ist in der Praxis noch gar nicht angekommen. Es gibt noch immer einen riesigen Nachholbedarf.

Von den Trainingsteilnehmern hören wir eher das Gegenteil: Die Führungskräfte wenden von autoritär bis laissez-faire alle Stile an. Sie sind sich dessen allerdings nicht bewusst. Ihnen fehlt das Gefühl dafür, wann welcher Stil passt.

Wenn der Nachholbedarf so groß ist, dann müssten Sie doch trainieren bis zum Abwinken?


Ganz so ist es leider nicht. Es fehlt die Sensibilität dafür. Eine große Zahl an Führungskräften weiß einfach nicht, dass man Führung lernen kann. Noch schlimmer: Sie wissen nicht, was sie alles nicht wissen, und glauben, sie könnten schon alles.

Haben die Führungskräfte Skrupel, Macht auszuüben?

Nein, im Gegenteil. Viele arbeiten mit der Angst.

In einem Blogbeitrag war zu lesen: Führungskräfte sollten die Hierarchie weitgehend abbauen, um das Gefühl von "die da oben" und "wir hier unten" zu verhindern. Ist das richtig? Wie viel Abstand braucht die Führung?

Das muss man vernetzt sehen. Ich ziehe gerne den Vergleich mit einem Orchester heran. Jeder Musiker beherrscht sein Instrument und der Dirigent führt das Ganze zusammen, um es zu einem perfekten Klangerlebnis werden zu lassen. Also: Sensible Führung mit sicherer Hand.

Aber jetzt mal genau: Eine Führungskraft hat selbst eine Anweisung von oben erhalten. In der Konsequenz muss über das Wochenende eine Arbeit fertig werden. Was macht die Führungskraft dann? Einer muss doch daran glauben!

Die Führungskraft setzt die Mittel "informieren" und "beteiligen" ein. Das heißt, sie ruft die Mitarbeiter zusammen und erklärt ihnen die Situation, ihre Bedeutung und dass Opfer nötig sind. Die Lösung entwickelt das Team im Dialog. Vielleicht haben die Mitarbeiter sogar noch ganz andere Ideen als die Führungskraft.

Ein Gespräch ist immer möglich, außer es besteht Gefahr. Das ist die einzige Ausnahme.

Über den Autor

Werner Plewa
Projektmanager

Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn:

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