Entscheidungen treffen: Vorsicht Expertenmeinungen
Unsere Welt ist ganz schön unübersichtlich geworden – umso schwieriger wird jede einzelne Entscheidung.
Wer soll eigentlich alle Fakten, die man kennen sollte, in aller Vollständigkeit durchdringen? In solchen Fällen greifen wir gerne auf Expertenmeinungen zurück: Experten sind Personen, die einen erheblichen Teil ihrer Lebenszeit auf ein Thema verwendet haben. Sie verfügen über ein vertieftes Verständnis und können eine qualifizierte Empfehlung abgeben.
Das denken wir jedenfalls.
Denn bei genauer Betrachtung begegnen uns jede Menge Experten, die nach einiger Zeit ihre Meinungen revidieren müssen. Das hindert aber keinen der Experten daran, seine Meinung mit Inbrunst vorzutragen und zu verteidigen. Denken Sie nur an die vielen Börsenexperten oder Ernährungsberater.
“Kenner der Materie bestätigen”
Experten brauchen Öffentlichkeit – nur so können sie Vortragssäle füllen und ihre Bücher verkaufen. Das sollte klar sein und deshalb können und sollen Expertenmeinungen hinterfragt werden. Hinderlich ist nur, dass wir Menschen zu Gehorsam gegenüber Autoritäten neigen. Berühmt geworden ist ein Experiment von Stanley Milgram. In einem Versuch wurden Teilnehmer aufgefordert, anderen Personen, die hinter einer Glasscheibe saßen, Stromstöße zuzufügen. Die Stromstöße wurden nach und nach stärker dosiert, sodass die Personen hinter der Scheibe vor Schmerz schrien und zitterten. Wenn die Teilnehmer den Versuch abbrechen wollten, wurden sie von Milgram aufgefordert, weiterzumachen. Das gehöre zum Experiment, erklärte er. Die meisten Teilnehmer folgten dieser Aufforderung.
Anzeichen für den berechtigten Zweifel
Hätten die Teilnehmer doch nur mehr an sich selbst geglaubt. Fehlentscheidungen kündigen sich oft mit einem unguten Gefühl an. Schenken Sie ihm Aufmerksamkeit. Wenn Sie eine Argumentation nicht verstehen, muss das nicht an Ihnen liegen. Die Argumentation könnte fehlerhaft sein. Nachfragen lohnt sich. In autoritären Umgebungen ist die Gefahr besonders groß, dass Fehler unentdeckt bleiben. Typische Anzeichen sind:
- Es werden keine Dialoge geführt. Eine Diskussionskultur gibt es nicht.
- Unbequeme Wahrheiten werden abgebügelt. Widerspruch wird bestraft.
- Das Team oder Mitarbeiter werden darauf verpflichten, an das Projekt zu glauben.
- Fakten und guten Argumenten wird kein Gehör geschenkt.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Eine faire Diskussionskultur schützt vor Fehlern.
Über den Autor
Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn: