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Wenige Tage später vertraute ich mich einem Kollegen an, der an dem Meeting teilgenommen hatte und der dank seiner Erfahrung so etwas wie ein Mentor für mich war.
„Der Typ mit der grellen Krawatte, der übrigens begeistert von den Inhalten deines Vortrages war, hat dich getriggert“, lautet sein Kommentar.
„Ge….. was?“
Er erklärte mir, dass hinter jeder starken emotionalen Reaktion auf einen externen Impuls ein innerer Automatismus steckt. Eine Art Programm, das wie auf einem Computer im Hintergrund abläuft.
„Dieses Programm wurde von dir selbst, genauer gesagt von deinem Unterbewusstsein, irgendwann als Reaktion auf Traumata oder Erfahrungen wie Streit, Verluste etc. auf deiner internen Festplatte installiert. Manche Wissenschaftler gehen sogar davon aus, dass diese Art von Programmierung in Teilen in unseren Genen gespeichert ist und folglich von früheren Generationen stammt.“
Ich verstand: Wenn Situationen oder Menschen mich an Vergangenes erinnern, wird das Programm aktiviert. Völlig unbewusst. Als vorprogrammiertes Wesen reagiere ich wie ein Automat.
Die Konsequenzen, soviel war mir in den nächsten Tagen klar, sind immens. Denn wenn ich stinkwütend bin, dann kann ich mir sicher sein, dass mich dieser Impuls an etwas erinnert.
Und wenn ich einmal ein richtig guter Projektleiter werden will, dann muss ich erforschen, welche mentalen und emotionalen Programmierungen in mir wirken.
Heute weiß ich: Die Beantwortung solcher Fragen ist der Kern eines permanenten Prozesses. Dabei entsteht Bewusstheit und als Folge eine neue persönliche Freiheit. Denn erst dann, wenn wir unsere Programmierung kennen, sind wir nicht mehr das Programm.
Es ist diese Beschäftigung mit dem eigenen Schatten, die zur Meisterschaft in Sachen Selbstführung führt.
Zu diesem Schatten kann beispielsweise ein Persönlichkeitsanteil gehören, der sich selbst stets ins rechte Licht stellen will, Beifall sucht und unbedingt Recht haben will. Das ist nicht verwerflich, ist nicht schlimm und muss auch nicht weg. Dennoch sollte der moderne Leader diesen Persönlichkeitsanteil kennen, um ihm nicht ausgeliefert zu sein und nicht von ihm fremdgesteuert zu werden.
Führungskräfte, die sich auf diesen Weg der Selbsterforschung einlassen, lernen, ihre Emotionen bewusst wahrzunehmen und die dahinter steckenden Gedanken, Glaubenssätze, Überzeugungen und Wertungen zu identifizieren.
Die nächste Gelegenheit in Form einer starken Emotion kommt bestimmt. Doch wahre Meister in Sachen Selbstführung nehmen jedes Ärgernis dankbar an. Sie wissen:
Eine gute Selbstführung sorgt dann dafür, dass man etwa bei Beleidigungen, Beschimpfungen und Beschuldigungen über den Dingen steht. Das ist wahre Größe.
Die besten Führungskräfte haben auch deswegen eine so charismatische Wirkung, weil sie gerade dann, wenn es heiß wird, völlig souverän bleiben.
Buch vom Projekt-Doktor R. Hanisch
Wie moderne Führungskräfte heute am besten zurechtkommen, habe ich versucht im Buch „Die Kuh auch mal am Euter packen“ zu beschreiben. Es sind genau vier Kompetenzfelder, in denen wir uns bewegen und die wir kennen müssen.
Zugegeben: Es kann ein langer Weg sein, zu lernen, die Emotionen und die dahinterstehenden Gedankenmuster zu kontrollieren. Ich selbst bin auch heute noch gelegentlich verärgert und weise die Schuld für meine Befindlichkeit anderen zu. Vielleicht sollten wir in punkto Selbstführung auch Milde mit uns selbst walten lassen. Denn niemand kann zu einhundert Prozent immun sein gegen emotionale Ausbrüche, die im Kontakt mit anderen zu Irritationen führen.
Hinzu kommt: Selbstführung zu lernen und zu perfektionieren ist nicht einfach und nichts für Weicheier. Es ist in vielen Fällen harte Arbeit an sich selbst und verbunden mit Erkenntnissen, die schmerzhaft sein können.
Aber sobald wir erkennen, dass wir selbst mit unserem Denken, Fühlen und unseren Bewertungen unsere eigene Realität schaffen, hat das gewaltige Konsequenzen:
Als Leader erreichst du damit in punkto Führungssouveränität ein ganz neues Level, das auf der Fähigkeit basiert, weitgehend frei von unbewussten Verstrickungen zu denken und zu fühlen.
Diese Freiheit hat ihren Preis: eine permanente Selbsterforschung – am besten mit Hilfe externer Unterstützer. Sei es dir wert.
Ronald Hanisch ist einer der gefragtesten Vortragsredner, Managementberater und Autoren rund um die Themen Projektmanagement und Arbeiten in Teams im deutschsprachigen Raum.
Sein Buch „Das Ende des Projektmanagements“ war ein Bestseller und hat sich als Standardwerk in den Chefetagen etabliert. Sehr beliebt ist die „Ich bin dein Guru“ Serie, mit der Kurzfassungen zu Sprüchen und Aussagen.
Im neuesten Buch „Die Kuh auch mal am Euter packen“ nimmt Ronald Hanisch, der Projekt-Doktor, die Leser zusätzlich mit auf eine Reise in höchst private Bereiche seines Lebens. Dabei wird deutlich, wie entscheidend vor allem „Selbstführung“ ist und damit das Bestreben, tagtäglich aufs Neue, auch bei den persönlichen Dingen des Lebens, zur besten Version seiner selbst werden.
Der ehemalige Spitzensportler weiß, dass man nur im Team gewinnen kann. Der „Projekt-Doktor“ kombiniert wissenschaftliche Erkenntnisse aus Psychologie, Philosophie und eigener Managementerfahrung zu nachhaltigem, wirtschaftlichem Erfolg im Einklang mit der individuellen Persönlichkeit.
Mehr zu Ronald Hanisch: www.ronaldhanisch.com
Das Buch von Bestseller-Autor Ronald Hanisch, der Projekt-Doktor, „Die Kuh auch mal am Euter packen“ ist übrigens für Teilnehmer des 3. PM Day am 23. November 2021 kostenfrei!
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