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Risikobewältigungs-Strategien: so definieren Sie für Ihr Projekt wirkungsvolle Maßnahmen

Risikobewältigungs-Strategien: so definieren Sie für Ihr Projekt wirkungsvolle Maßnahmen

Ein Gastbeitrag von Roland Wanner

Was machen Sie, nachdem Sie und Ihr Projektteam Risiken identifiziert haben? Jetzt geht es darum, wirkungsvolle Maßnahmen zu definieren.

Risikobewältigungstrategien

Im letzten Beitrag (Maßnahmen richtig planen und erfolgreich umsetzen) haben Sie die Grundlagen der Maßnahmenplanung im Projekt-Risikomanagement kennengelernt.

In diesem Beitrag geht es darum, die Risikobewältigungsstrategie zu definieren, mit der Sie dann in einem weiteren Schritt wirkungsvolle Maßnahmen für Ihre Risiken definieren.

Welche Risikobewältigungsstrategie ist die Richtige?

Risikobewältigungsstrategie tönt für Sie vielleicht kompliziert, ist es aber nicht! Der Charakter Ihrer Projektrisiken wird sehr unterschiedlich sein.

Bei der Maßnahmenplanung prüfen Sie zuerst, welche Risikobewältigung-Strategie die geeignetste für das jeweilige Risiko ist. Die Risikobewältigungsstrategie definiert, was Sie mit der Maßnahme erreichen wollen.

Die folgende Abbildung zeigt Ihnen die verschiedenen Risikobewältigungsstrategien.

Bewältigungsstrategien bei der Massnahmenplanung

Risiken vermeiden

Eliminieren Sie die Gefahr eines Risikos, indem Sie die Ursache des Risikos eliminieren oder die Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos auf null reduzieren.

Eine offensichtliche Möglichkeit dazu ist, eine Aktivität, die ein Risiko trägt, nicht auszuführen. Dies kann durch geschicktes Umplanen erreicht werden oder zum Beispiel, indem Sie eine Funktionalität des Produktes, die große Risiken birgt, weglassen.

Risiken vermeiden scheint die beste Strategie für alle Risiken zu sein. Sie sollten jedoch beachten, dass Risiken vermeiden eventuell auch bedeutet, dass Sie potenzielle Gewinne verlieren, die Sie hätten, wenn Sie die Risiken eingingen.

«Risiken vermeiden ist nicht immer die beste Strategie»

Einige Risiken können schon zu Beginn des Projektes vermieden werden, indem Sie die Projektziele und Anforderungen klar spezifizieren. Auch eine umfassende Informationsbeschaffung, klare Kommunikation und Einbeziehen der relevanten Stakeholder hilft Risiken eliminieren.

Weitere Möglichkeiten sind: Reduzieren des Projektumfangs, um High-Risk Aktivitäten zu vermeiden, Planung zusätzlicher Ressourcen und Zeit, Vermeiden von unzuverlässigen Lieferanten. Jedes beseitigte Risiko ist ein Erfolg!

Risiken vermindern

Hier ergreifen Sie Maßnahmen, welche die Eintrittswahrscheinlichkeit und/oder Auswirkung des Risikos reduzieren. Die Maßnahmen können entweder auf die Ursache des Risikos wirken (ursachenbezogene Risikoverminderung) oder direkt auf das Risiko wirken (wirkungsbezogene Risikoverminderung).

Die wirkungsbezogene Risikoverminderung kann weiter in Schadenbegrenzung und Schadenvorsorge unterteilt werden.

Zu den ursachenbezogenen Maßnahmen gehören zum Beispiel Coaching-Maßnahmen für den Projektleiter oder intensivere Tests der Software schon zu einem früheren Zeitpunkt des Projektes.

Zu den wirkungsbezogenen Maßnahmen gehören zum Beispiel spezielle Sicherheitssysteme, die im Ernstfall sofort bestimmte Anlagenteile abschalten (Schadenvorsorge) oder Sprinklersysteme in Gebäuden, die den Schaden möglichst begrenzen (Schadenbegrenzung).

Weitere typische Maßnahmen, um Risiken zu vermindern, sind z.B. Sicherheitsgurte und Airbags in Autos. Diese haben die Aufgabe, Verletzungen im Falle eines Unfalls zu vermeiden oder zu verringern. Es gibt jedoch Stimmen, die sagen, dass dies den Fahrern eine falsche Sicherheit gibt. In diesem Fall sollte man besser Maßnahmen treffen, damit die Fahrer keinen Unfall verursachen. Das heißt, eher die Ursache behandeln statt die Wirkung (ursachenbezogene Risikoverminderung). Eine Maßnahme dafür wäre ein Antischleuderkurs, damit der Fahrer lernt, sein Fahrzeug besser zu beherrschen.

Risiken übertragen

Risiken übertragen bedeutet, Sie geben das Risiko mit allen möglichen Konsequenzen und der Verantwortung für Verminderungsmaßnahmen an Dritte, die das Risiko besser managen können als Sie. Dies kann zum Beispiel eine Versicherung oder ein Unterlieferant sein.

Risiken übertragen ist sinnvoll bei Risiken mit direkten finanziellen Auswirkungen. Dies kostet meistens eine Prämie. So berechnet der Unterlieferant einen Risikozuschlag in seine Kalkulation und die Versicherung verlangt eine Versicherungsprämie.

Risiken werden auch oft in Vertragsklauseln übertragen, wie bei der Haftung oder Haftungsbegrenzung oder bei der Gewährung von Garantien oder bei Fix-Preis-Verträgen.

Risiken an Unterlieferanten zu übertragen kann jedoch in bestimmten Fällen problematisch sein, denn Sie sind vom Unterlieferanten abhängig. Wenn der Unterlieferant das Risiko nicht im Griff hat, dann könnte es sein, dass auch Sie darunter leiden. Deshalb ist es oft besser, die Risiken unter eigener Kontrolle zu haben.

«Oft ist es besser, die Risiken unter eigener Kontrolle zu haben als sie anderen zu übertragen» (Quote)

Risiken selber tragen

„Wenn es passiert, dann passiert es“. Das Projektteam hat nach ausführlicher Bewertung entschieden, das Risiko selber zu tragen und nichts zu unternehmen.

Risiken selber tragen ist eine sinnvolle Strategie, zum Beispiel bei kleinen Risiken, aber auch bei Risiken, bei denen die Maßnahmen (z.B. eine Versicherung) teurer käme, als der mögliche Schaden Kosten würde, wenn er eintritt.

Es könnte auch sein, dass mögliche Maßnahmen zu viele Folgerisiken generieren und deshalb nicht infrage kommen. Aktives selber tragen bedeutet, dass das Projektteam doch noch einen Notfallplan ausarbeitet, für den Fall, dass das Risiko eintritt. Beim passiven selber tragen wird gar nichts unternommen. Wenn es passiert, dann werden wir den Schaden übernehmen.

Die Eventual-Strategie

Diese Strategie finden Sie in der obigen Abbildung nicht. Denn bei dieser Strategie reagieren Sie nur, wenn bestimmte Ereignisse geschehen, die das Eintreten des Risikos ankündigen.

Bei gewissen Risiken ist es deshalb sinnvoll, Maßnahmen erst dann zu definieren, wenn das Eintreten von Risiken durch Frühwarnsignale angekündigt wird. Auslöser für Maßnahmen können zum Beispiel das Verpassen von wichtigen Meilensteinen sein oder eine Gesetzesrevision, die vom Parlament verschoben wird.

Wovon ist Ihre Risiko-Bewältigungsstrategie abhängig?

Die Risiko-Bewältigungsstrategie ist unter anderem abhängig von der Art des Risikos und den Rahmenbedingungen und Restriktion, denen Ihr Projekt ausgesetzt ist und den Möglichkeiten, die Ihnen zur Verfügung stehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch Ihre Risikobereitschaft (Risk Appetite) und Risikotoleranz (oder die Ihres Unternehmens).

Mehr zur Risikobereitschaft (Risk Appetite)

Risk Appetite – Wie hungrig sind Sie?

Kennen Sie den Unterschied zwischen Risikobereitschaft, Risikotoleranz, Risikoschwelle?

Wenn Sie mehr über das Risikomanagement bei Projekten erfahren wollen, dann helfen Ihnen meine Bücher über Projekt-Risikomanagement weiter!

Über den Autor:

Der Autor dieses Gastartikels Roland Wanner ist Senior Program Office Manager in einem großen Versicherungskonzern. Davor arbeitete er mehrere Jahre als Projektmanagement-Experte und Projektportfoliomanager in Versicherungsunternehmen und mehr als 17 Jahre im Maschinenbau- und Anlagenbau als Projektleiter und Projektcontroller.

Roland Wanner ist Autor verschiedener erfolgreicher Fachbücher über Projekt-Risikomanagement und Projektcontrolling

Kontakt: http://www.rolandwanner.ch

Bild: Roland Wanner
Bild: Roland Wanner

Über den Autor

Werner Plewa
Projektmanager

Experte für berufliche Weiterbildung und Personalentwicklung. Kontaktanfrage gerne auch bei LinkedIn:


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