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Die Kunst, Projekte zu managen, entwickelt sich ständig weiter. Neue Produkte, neue Services, neue Geschäftsfälle in Unternehmen erzeugen neue Anforderungen, die neue Technologien und Prozesse benötigen.
Deshalb überarbeiten Freiwillige, koordiniert durch das Project Management Institute (PMI®) den PMBOK® Guide in regelmäßigen Abständen.
Die siebte Fassung ist für Q4 2020 avisiert.
PMI® hat den „Standard for Project Management“, also nur einen Teil des PMBOK®, für ein öffentliches Review freigegeben. Jedes PMI®-Mitglied, welches am neuen Standard mitwirken wollte, konnte seine Kommentare bis zum Redaktionsschluss am Freitag, den 14.02.20, in einen Exposure Draft einfügen.
Neben dem Einfügen, Streichen und Überarbeiten konkreter Textstellen behielten die Akteure folgende Ziele im Blick:
Alle Kommentatoren erhielten im Exposure Draft den Hinweis, sich ausschließlich auf inhaltliche Fragen zu konzentrieren. Verbesserungsvorschläge hinsichtlich Ausdruck und Rechtschreibung sind unerwünscht.
Das Argument von PMI®: Die Arbeit am Text geht noch weiter und Änderungen sind zu erwarten.
Frühere Ausgaben des PMBOK® Guide beschrieben Projektphasen, Wissensgebiete und Prozesse, die mit Inputs und Outputs versorgt wurden. Darüber hinaus wurden verschiedenste Rollen dargestellt, die unterschiedliche Methoden und Techniken verwendeten. Auch das agile Mindset fand in der PMBOK® Guide 6th Edition angemessen Platz.
Doch die früheren Ausgaben des PMBOK® Guide stützten sich auf einen prozessorientierten Ansatz. Diesen wird es wohl auch weiterhin geben, denn er dient Projektmanagern, die für sie passenden Methoden zu wählen. So können sie bestimmte Projekte besser planen, durchführen, steuern und überwachen.
Neu ist der Gedanke des Prinzipien-orientierten Ansatzes. Dahinter steckt die Idee, dass sich Projektmanagementstandards auf die erfolgreiche Projekt- und Wertschöpfung konzentrieren. Aus diesem Grund wird der Leser des neuen PMBOK® Guide die Wissensgebiete (Knowledge Areas) suchen - und nicht finden.
Auch die gewohnten Prozessgruppen wie Initiierung, Planung, Realisierung, Monitoring und Kontrolle sowie Abschluss sind im Exposure Draft verschwunden.
Stattdessen besteht der zukünftige „The Standard for Project Management“ neben einem Einführungskapitel aus der Beschreibung von Project Delivery Principles sowie einem Value Delivery System.
Im „A Guide to the Project Management Body of Knowledge“ sind Performance Domains aufgeführt sowie Kapitel über Tailoring, Models, Methods, and Artifacts. Appendices, Glossary und Index schließen den Standard ab. Eine weitere Neuerung ist die „Standards Plus Digital Content Platform“.
PMI® veröffentlichte die unten stehende Grafik, um die geplanten Änderungen zu strukturieren und zu visualisieren.
Änderungen PMBOK Guide 7th Edition
In den öffentlich geführten Diskussionen, in internen und externen Untersuchungen sowie im Feedback der Kommentatoren im Expose Draft wurden grundlegende Prinzipien, also das WAS und das WARUM des Projektmanagements, diskutiert und identifiziert.
Die Grafik oben zeigt den Übergang vom prozessorientierten Ansatz des Projektmanagements hin zur wertorientierten Perspektive.
Verglichen mit den bisherigen Ausgaben des PMBOK® Guide sind in der neuen Fassung bemerkenswerte Anpassungen zu erwarten – unter anderem sichtbar in den zwölf Project Delivery Principles:
1. Stewardship: Be a diligent, respectful, and caring steward.
2. Team: Build a culture of accountability and respect.
3. Stakeholder: Engage stakeholders to understand their interests and needs.
4. Holistic Thinking: Focus on value.
5. Recognize and respond to systems’ interactions.
6. Leadership: Motivate, influence, coach, and learn.
7. Tailoring: Tailor the delivery approach based on context.
8. Quality: Build quality into processes and results.
9. Complexity: Address complexity using knowledge, experience, and learning.
10. Opportunities and threads: Address opportunities and threats.
11. Adaptability and Resilience: Be adaptable and resilient.
12. Change Management: Enable change to achieve the envisioned future state.
Die Initiatoren des Exposure Drafts weisen darauf hin, dass die Einhaltung der zwölf Grundsätze nicht zwingend vorgeschrieben ist. Vielmehr dienen sie jedem Einzelnen als breit angelegtes Konzept, sodass dieser seine ganz individuelle Projektarbeit gestalten kann.
Anstatt die Prozesse von Projekten, Programmen und Portfolios in den Vordergrund zu stellen, fokussiert sich der Entwurf des neuen „The Standard for Project Management“ auf die Wertschöpfungskette. So gesehen sind Projekte grundlegende Bestandteile eines Wertschöpfungssystems.
Denn sie stellen nicht nur Liefergegenstände her, sondern erzeugen messbaren Mehrwert für Organisationen und deren Stakeholder. Der erschaffene Wert kann zum Beispiel greifbar sein wie ein bestimmter finanzieller Gewinn oder immaterieller Natur sein wie ein gesellschaftlicher Nutzen oder eine Verbesserung.
Die Arbeiten an den Performance Domains sind offensichtlich noch nicht so weit fortgeschritten.
Fest steht wohl, dass es die bekannten Wissensgebiete nicht mehr geben wird. An ihre Stelle sollen folgende Komponenten treten:
Die neue interaktive Plattform soll ergänzend zum PMBOK® Guide aktuelle Informationen liefern.
PMI® avisiert Standard Plus zum neuen PMBOK® Guide 7th Edition für das zweite Quartal 2020.
Grundsätzlich unterliegt die Arbeit am PMBOK® Guide Seventh Edition einem umfassenden Konsensprozess. Nach der Konzeptions- und Feedbackphase prüfen Freiwillige vom PMBOK® Guide Development Committee jeden einzelnen Kommentar und erarbeiten Vorschläge, wie mit ihm umgegangen werden soll. Sie können Vorschläge akzeptieren, genauso wie sie eingereicht wurden, oder sie ändern diese, sodass sie in den nächsten Entwurf einfließen. Jeder Kommentator erhält eine Antwort per E-Mail.
Wenn er mit der Antwort nicht zufrieden ist, kann er Beschwerde einlegen. Die überarbeitete Version geht dann an das PMI® Standard Consensus Committee, das bestätigt, dass der Standard zur Veröffentlichung bereit ist. Abschließend erteilt der PMI® Director for Standards & Publications die endgültige Genehmigung für die veröffentlichungsfähige Fassung.
Konkrete Auswirkungen auf Prüfungsinhalte, Zeiträume und Termine sind derzeit nicht bekannt.